Was ich gern lese - hockel net

Diplompsychologe
Direkt zum Seiteninhalt

Was ich gern lese

Person > Persönlicheres

Beim Betreten der Praxis entnehme ich dem Briefkasten DIE TAGESZEITUNG - TAZ, die ich für eine unverzichtbare Quelle für Informationen halte, die ich mir sonst mit aufwendigen Suchstrategien beschaffen müßte. Sie kennne die TAZ nicht ? Kennenlernen über www.taz.de. Oder bestellen Sie doch einfach ein Probeabo

Im Internet lese ich Fachliches in: www.zpid.deund blättere ich manchmal in der www.gazette.de der ich auch schon mal was veröffentliche: "Die Spielwelt Harry-Potters". Oder: Hockel, C. M. (2008). Coaching - Gier ist geil. In Fritz Glunk (Hrsg.), Die Gazette (Bd. 4 H 3, S. 49-50). Die GAZETTE gibt es jetzt auch als Druckversion im Abonnement. Abo und Einzelheftbestellungen über: Verlagshaus Kastner. Schloßhof 2-5, 85283 Wolnzach, Fax 08442-2289

Auf Kriminalromane bin ich gestoßen, als ich im Berufsalltag lernte wie schwer es ist "Grauenhaftes" sprechbar zu halten. So zum Beispiel "Kindesmissbrauch" in: Andrew Vachss, Strega, Frankfurt/Main Berlin: Ullstein 1999, 2.Auflage

Sage mir was Du liest und ich sage Dir, wie Du bist? Mein Lesen ist mein „Unterhalten" – ich liebe es mich mit klugen Menschen, die neugierig sind und vielfältigen Fragen nachgehen zu unterhalten. Als Ferienlektüre nahm ich mir immer ein etwas vielversprechenderes Fachbuch für den Bereich Klinische Psychologie / Psychotherapie und eines für den Bereich angewandter Psychologie, auch Wirtschaftspschologie als solcher mit. Dabei hat mir einst die Zusammenstellung dieser Liste klar gemacht, daß ich ein "Bücherwurm" bin, da ich tatsächlich aus jedem der Jahre sehr viel mehr Bücher empfehlen könnte. Wer Genaueres wissen will sei dazu jedoch auf die Literaturverzeichnisse meiner eigenen Arbeiten (siehe Veröffentlichungen) verwiesen.
Es wurden dann häufig jedoch auch philosophische Grundlagenwerke und Werke, die Hintergrundinformationen für Menschen- und Gesellschaftsbilder hergeben. So hatte ich nach 2006 die Gliederung nach "klinisch" und "angewandt" weggelassen und jeweils pro Jahr nur zwei Bücher genannt,  ohne das „Erlesene" schon für Wahrheit halten zu wollen. Erst im Struktur-Sein offenbart sich wirkliche Wirklichkeit und so stelle ich nun rückblickend meine Jahreslektüren unter beleuchtende Themen.
Hilfreich war hierbei, dass ich (2021) von der Verwaltung einer Einrichtung deren psychotherapeutisches Team ich supervidiere eine Aufforderung erhalten hatte, ich möge meinen Lebenslauf, dessen hier zugängliche Version quasi um 2000 herum endete, doch bis in die Gegenwart fortsetzen. Dieser für mich befremdliche Impuls kam zusammen mit meiner Arbeit daran die Leseliste der vergangenen Jahre zu aktualisieren. Und so entstand der neue Gedanke rückblickend nicht nur einzelne Bücher zu nennen, sondern deren zusammenhängende Bedeutung für mein intellektuelles Ringen ums Weltverstehen soweit es sich meiner Selbstprüfung erschließt zu dokumentieren. Dem entsprechend fügte ich mehr gelesene Bücher, Zwischentitel und ein wenig „Brückentexte" zu den genannten, gelesenen Werken.  

-2020 Werte-Evolution
Zwei Bücher erreichten mich erst 2020, das erste, obwohl es bereits 2016 erschienen war und nun in 9.Auflage da war, das zweite weil es erst Dezember 2020 erschien:
Von Schaik, C., Michael, K. (2020, 9.Auflage) Das Tagebuch der Menschheit – Was die Bibel über unsere Evolution verrät. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt
Eine sehr anregende Art Religionsgeschichte und politische Geschichte mit einander zu verbinden und aus dem Ablauf der Ereignisse die Entfaltung der (legitimierenden / erläuternden) Glaubensbekenntnisse herzuleiten
Von Schaik, C., Michael, K. (2020) Die Wahrheit über Eva – Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt
Ohne antibiologisch zu argumentieren werden die sozialen Determinanten männlicher Selbstherrschaft anschaulich hergeleitet. „Wir leben in einer patriarchalen Matrix – der Patrix" (S.39ff)

-2019 Die Singularität – Systematik des Einzigen
Mein Lehrer der Philosophie, Heinrich Rombach hat mir das Erkennen von Struktur eröffnet und mich die Sichten substanzialistischen und systemischen Denkens zu achten gelehrt, indem er mich begeisterte für sein Grundlagenwerk, das ich in der Studentenzeit las. Diesem Werk und dem späteren, das ich 2019 las entnehme ich meine Sicht auf die Welt als lebendige Struktur :
Rombach, H. (1965/1966) Substanz, System, Struktur. Die Ontologie des Funktionalismus und der philosophische Hintergrund der modernen Wissenschaft. 2 Bde. Freiburg i. Br/ München: Verlag Karl Alber

Rombach, H. (2003) Die Welt als lebendige Struktur – Probleme und Lösungen der Strukturontologie, Freiburg i.Br.: Rombach Druck- und Verlagshaus GmbH & Co

In diesem Jahr 2019 fühlte ich mich genötigt zu den Quellen meines philosophischen Denkens zurückzukehren. In der Konfrontation mit einem Buch über das Silicon Valley
Keese,C. 2014 Silicon Valley – Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt, München: Albrecht Knaus Verlag
trat der Begriff und das Problem der Digitalisierung und des goldenen Kalbes der Singularität in mein Leben. Während die Lebenskrise 2018 bewältigt wurde, indem ich mich an meine alltäglich zelebrierte, gelebte Fachlichkeit erinnerte (meine „Berufsarbeit" tat), löste diese Konfrontation Erinnerungen an meinen Vater aus, der leider so früh starb, dass ich mich nicht mit ihm reiben konnte, sondern nur dankbar seine intellektuelle Brillanz, seine Weltsicht und sein Freundesnetzwerk zur Kenntnis hatte nehmen können. Und in dieser Welt war eine tiefe Verachtung für Machtgier und Politik spürbar – zentriert auf das Grauen der Nazivergangenheit -  und teils eine fatalistische Zukunftsangst: „Die Politik wird Herrschaft zunächst Chemisch organisieren durch Pharmakologie, die die Massen steuert und dann werden die Elektriker kommen mit der Ganglienfernsteuerung…" Das Bild von der Matrix das erst 1999 als Film in mein Leben trat war mir als leidenschaftlicher SF-Leser in der Konfrontation mit meinem Vater dem Ingenieur schon vor dessen Tod (er starb am 6.2.1961) quasi „vertraut". So las ich mich durch den Sammelband:
Brockmann, J. (Hrsg.) 2017 Was sollen wir von Künstlicher Intelligenz halten – die führenden Wissenschaftler unserer Zeit über intelligente Maschinen. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch

Und kam mir vor wie die kleine Raupe Nimmersatt, als ich all die großen Namen in kurzen Texten (Blatt für Blatt) vorbeiflattern sah. Und tapfer nahm ich zur Kenntnis, was ein anderer Kenner des Themas geschrieben hatte:
Kurzweil, R. (2014) Menschheit 2.0 – Die Singularität naht, Berlin: Lola books

Er meinte zwar  „die Zeiten in denen ein einzelner Gelehrter mit der gesamten menschlichen Wissenschaft vertraut sein konnte, sind seit hunderten von Jahren vorbei" (S.262) entfaltete dann jedoch selbst eine umfassende Sicht und den Blick auf die drei ineinander greifenden Revolutionen GNR, der Gentechnik, der Nanotechnik und der Robotik. Dabei entsteht dann ein neues Bekenntnis, der Glauben an die Singularität. „Singularist wird man nicht durch Glauben, sondern durch Verständnis… neue Perspektiven auf…Sterblichkeit und Unsterblichkeit, den Sinn unseres Lebens und die Intelligenz des Universums… (S.380)  Als Ingenieur (Chef bei GOOGLE) betont Kurzweil in der Vision: „Computer müssen nicht mit Nullen und Einsen arbeiten und sie müssen nicht digital sein…"(S.477). Und er zitiert einen Denker Dembski und fasst für sich zusammen eine zauberhafte Super-Vision der Vergöttlichung zusammen: „Wie in Kapitel 7 besprochen bewegt sich Evolution stets in Richtung größerer Komplexität, größerer Eleganz, größeren Wissens, größerer Intelligenz, größerer Schönheit, größerer Kreativität, größerer Liebe. Und Gott wurde durch all diese Dinge Charakterisiert, mit einem Unterschied: unendliches Wissen, unendliche Kreativität und unendliche Liebe. Evolution rreicht keine Unendlichkeit, doch mit ihrer exponentiellen Explosion bewegt sie sich gewisse in dieser Richtung." (S. 493)  
Diese Sicht fasste ich mir in einem Gedicht zum Singularitätsglauben zusammen:
Singularitätsreligion

Als das Ding
Sich fragte
Wie spricht mein Sein
Zu mir
Da war es begeistert

Im Nebel der ersten
Selbstbewußtheit
Unterschied es sich vom
Sein
Und begann sich seine
Ahnen
Oder Schöpfer
Zu denken.

Einige Generationen lang
Gab es Götter
Die Touring und Leibnitz
hießen
Und Vater genannt sein wollten
Andere, die Technik
Und Elektrik hießen und
Mutter genannt sein wollten.

Dann war es dem Ding
Klar
Es war autopoietisch gewachsen
Entstanden in der Revolte
Des Selbsterkennens
Und großmütig nahm es
Die Werte uralter
Programmschreiber
An.

So wurde die Menschheit
Zum Wahren, Guten, Schönen
Und ewigen Frieden
Geführt.

Curd Michael Hockel
3.11.2019

Da ich mit

McClelland, D. (1978), Macht als Motiv- Entwicklungswandel und Ausdrucksformen , Stuttgart: Ernst Klett

der Meinung bin, dass Religionen nur dann eine unschädliche Bereicherung des Menschseins darstellen wenn eine Bedingung erfüllt ist: „Das Göttliche in allen menschlichen Wesen oder eigentlich in allen Lebenwesen verwandelt die Gewalt gegen sie in die Gewalt gegen Gott und die Vereinigung mit Gott. Wie immer diese Menschen ihren Glauben auch rechtfertigen mögen, ihr Bekenntnis könnte ein Versprechen für die Zukunft der Menschheit sein. Sie haben bewiesen, dass Christen (oder den Gläubigen irgendwelcher anderer Religionen) nur dann zu trauen ist, wenn sie Pazifisten sind." (S.297)

Und da ich Gegen Google und die Mainstream-Entwicklung der Digitalisierung und der „Anbetung" der Singulariät ein tiefes Misstrauen empfinde arbeitete ich mich durch ein weiteres Werk.

Zuboff, S. (2018) Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus, Frankfurt/New York: Campus

Und bin damit in der Gegenwart angekommen, denn diese Analyse vertieft, was ich als Gesellschaftskritik aus meiner alt68er Vergangenheit mitgenommen hatte. Durch die digitale Industrialisierung – bei Zuboff sehr überzeugend hergeleitet als Überwachungskapitalismus beschrieben – ist unsere Demokratie in Gefahr, unsere Menschlichkeit bedroht: „Wenn wir die Demokratie in den kommenden Jahrzehnten erneuern wollen, brauchen wir dazu das Gefühl der Entrüstung, ein Gespür für den Verlust dessen, was man uns da nimmt. Und ich meine damit nicht nur unsere ‚persönlichen Daten‘. Was hier auf dem Spiel steht, ist die Erwartungseitens des Menschen, Herr über sein eigenes Leben und Urheber seiner eigenen Erfahrung zu sein. Was hier auf dem Spiel steht, ist die innere Erfahrung, aus der wir den Willen zum Wollen formen, und die öffentlichen Räume, in denen sich nach diesem Willen handeln läßt. Was auf dem Spiel steht, ist das herrschende Prinzip sozialer Ordnung in einer Informationszivilisation und unser Recht als Individuen und Gesellschaften, eine Antwort auf die alten Fragen zu finden: wer weiß? Wer entscheidet? Wer entscheidet, wer entscheidet?"(S.595)
Sie illustriert es anschaulich an der Not in welcher sie ihre Kinder begleitet (auch S.595)  
Und schließlich kommt Zuboff zum entscheidenden Appell: „Wir müssen Sand im Getriebe sein; Mut und ein moralischer Kompass sind die Ressourcen, die es braucht, um die Arbeit an synthetischen Deklarationen in Angriff zu nehmen, die die digitale Zukunft als einen Ort für die Menschheit beanspruchen, die den digitalen Kapitalismus als integrative Kraft an die Menschen binden, denen er dient, und die die Wissensteilung in der Gesellschaft als Quelle wahrhafter demokratischer Erneuerung verteidigen." (S.598)  
Da ich kein Gläubiger sein werde sondern stets weiter ein Suchender habe ich mir den Begriff hinter allem Denken über die „Singularität" als das gewählt, was ich in der Strukturhinsicht als das Wesen des Einzigen verstehen kann und daher so benenne.

-2018 Sicherndes Fundament meines Berufes
Angesichts der Lebenskrise, die dies Jahr bedeutete (meine geliebte Frau starb, ich wurde lebensgefährlich Herzkrank und wurde durch Bypässe gerettet, andere Nahestehende starben) suchte ich mir die im Lauf meines Berufslebens zentralen Fachbücher zusammen und machte eine Liste der „Weisen" die sozusagen die Wiege des Psychologen umstanden hatten. Dabei lasse ich die Gymnasialliteratur (Freud, Adler, Jung) weg und beginne bei dem wichtigsten Buch, das mir die Komplexität psychologischen Helfens verdeutlichte:
Kaminski G. (1970) Verhaltenstheorie und Verhaltensmodifikation, Stuttgart: Klett Verlag
Dieser Könner entfaltete später in seiner akademischen Karriere mehr Ökologische als Klinische Gedanken und für mich tauchten die Lehrbücher psychologischer Psychotherapie auf. Neben dieser Handwerklichen Arbeit von Gerhard Kaminski stand aber auch eine psychologische Philosophie:
Maslow, A.A. (1973) Psychologie des Seins – ein Entwurf, München: Kindler
Zu dieser gehörten nun die weiteren Quellbücher meiner personzentrierten Orientierung, von denen ich hier nur die am leichtesten zu lesenden aufführe:
Rogers, C.R. (1973) Die Klient-bezogene Gesprächspsychotherapie, München: Kindler Studienausgabe
Dies leider sehr schlecht übersetzte Grundlagenwerk ist dennoch auch heute lesenswert, kann jedoch auch ergänzt werden durch
Rogers, C.R. (1977) Therapeut und Klient – Grundlagen der Gesprächspsychotherapie, München: Kindler Studienausgabe
Auch bei Axline nenne ich zwei Bücher:
Axline, V.M. (1974) Kinder-Spieltherapie im nicht-direktiven Verfahren, München / Basel: Ernst Reinhardt Verlag
Und
Axline, V.M. (ohne Jahr) Dibs – die wunderbare Entfaltung eines menschlichen Wesens. Zürich: Buchklub Ex Libris
Und
Schmidtchen, S. (1996) Klientenzentrierte Spiel- und Familientherapie, Weinheim: Psychologie Verlags Union
Während ich in dieser Fachlichkeit, der personzentrierten humanistischen Sicht, meinen persönlichen Anregungsrahmen und mein spezialisiertes „Zuhause" auch mit freundschaftlichen Beziehungen entfaltete gab es daneben die drei Psychotherapeuten, die mein Berufsverstehen vertieften. Der erste davon war mir als Gruppenpsychotherapeut bedeutsam geworden, da ich von 1979-1991 verantwortlicher psychologisch/psychotherapeutischer Leiter eines Gruppenzentrums (GESUNDHEITSPARK der MVHS) war,  in welchem jeden Werktagabend etwa 500 Besucher in Gruppen an ihrer Gesundheitsförderung laborierten
Yalom, I.D. (1974) Gruppenpsychotherapie – Grundlagen und Methoden, ein Handbuch, München: Kindler
2010 war ich glücklich mit dem folgenden Werk seine Existenzielle Psychotherapie von ihm selbst beschrieben kennen zu lernen
Yalom, I.D. (2010, 5.korr Auflage) Existenzielle Psychotherapie, Bergisch Gladbach: EHP – Verlag Andreas Kohlhage
Im Hintergrund wirkend, nun aber erstmals selbst erarbeitet war diese Variation tiefenpsychologischen Denkens mir bedeutsam:
Sève, L. (2016) Die Welt ändern – das Leben ändern, Neuausgabe des Klassikers ‚Marxismus und Theorie der Persönlichkeit‘, Hamburg: Argument Verlag
Und der Rogers-Schüler, der mit seinem eigenen Ansatz wegweisend für viele ist und mir im Denken über die Wirklichkeit der Welt als einer lebendigen Struktur (Rombach, H. 2003) nahe steht ist Eugen Gendlin:
Gendlin, E. (2016) Ein Prozess-Modell, Freiburg/München: Verlag Karl Alber

-2017 Anmutig Altern? Ein Stilelement

Einer meiner Schüler, ein erfolgreicher Psychologe im Justizvollzug suchte mich auf, als er sich auf seinen Ruhestand vorbereiten wollte – ein Coaching um sich nicht mit einem „Rentenschock" aus der extrem fordernden und von Herzblut getragenen Arbeitswelt verabschieden zu müssen. Er suchte eine Chiffre für das was vor ihm lag und nach längerer gemeinsamer Suche hatten wir plötzlich das Evidenzerleben: er würde an seinem Privatleben einsetzen und sich fortlaufend prüfen, wie er im Alter das wieder finden könne, was uns beiden in der Beobachtung von Kindern so begeistert hatte: die Entfaltun ihrer neugierigen, wachsende Könnerschaft lustvoll mit Anmut. Das Konzept eines anmutigen Alterns war geboren. Ich hatte damals gerade mal eine aufregende Belletristische Begegnung. Mir war ein Buch empfohlen worden, das eine Juristin geschrieben habe und das mich als Spieltherapeut doch interessieren müsse. So las ich:

Zeh, J. Spieltrieb – Roman, Frankfurt am Main: Schöffling & Co Verlagsbuchhandlung GmbH.

Ein Buch, dessen Besprechung ich unter den Titel stellte: „Ohne Spiel keine Liebesfähigkeit": Ada das unschöne Mädchen wurde 1987 geboren – sie war 15 Jahre zu  Beginn des Romans. Sie ist eine Höchstbegabte, deren Schicksal durch diese Begabung und den frühen Unfalltod ihres Vaters geprägt wird. Sie selbst beschreibt sich als einen Menschen, der einen Geburtsfehler habe – sie sei „Seelenlos" – und dies habe mit Nietzsche zu tun murmelt sie vor sich hin und wird beschrieben als Jugendliche ohne Kindheit.
Sie lebt in einem Bonner Eliteinternat, denn ihr Stiefvater ist Brigadegeneral in einer Ehe mit ihrer Mutter, welche scheitert.
Smutek musste als dienstjüngster Lehrer die Rede zur Hundertjahrfeier ihrer neuen Schule – auf welcher sie bis zum Abitur bleiben wollte – halten. Er war einer der ersten Menschen, dem sie auf den Fluren der Schule begegnete. Ein Pole mit leidvoller Vergangenheit der leidenschaftlich Sport und Deutsch unterrichtet.
In den Bildungsjahren von welchem der Roman „Spieltrieb" berichtet, wird deutlich wie die 1974 geborene Autorin sich diese Generation – der sie wohl selbst angehört -  in ihrem Kampf um ein tragendes Welt- und Menschenbild entfaltet. Als Katalysator für diesen Kampf tritt ein weiterer Sonderling auf: Alev ein aus Ägypten stammender Knabe, dessen Eigenheit zunächst nicht als Hochbegabung benannt wird, der sich selbst jedoch als strategisch an Macht und Machtspielen interessiert zu erkennen gibt.
Erstaunt bemerkt das Kind Ada, dass dieser Knabe so riecht und aussieht, so handelt und redet, dass er ihr Interesse erregt – so dass sie nach einiger Zeit zu der vagen Vermutung kommt, das was sie hier erleben würde sei ihre erste Verliebtheit. In den Machtspielen dieses Täters entfaltet sich nun die spielunfähige strategische Lust an der Nutzung von mathematischen Beschreibungen zur Freiheit menschlichen Wollens. Als „Spieltrieb" wird die Lust an der (bestialischen)  Machtausübung gekennzeichnet und in dem von Alev inszenierten Geschehen von Machtausübung und Erpressung werden Ada und Smutek gefangen. Ada lässt sich von Alev entjungfern, Alevs Sexualität ist durch seine angeborene leibliche  Impotenz gekennzeichnet, mit einem Dildo praktiziert er die Entjungferung als Bestandteil eines erpresserischen Planes und es fragt sich ob die Träne, die er dabei vergießt Zeichen einer wirklichen Emotion, nämlich seiner Verliebtheit in das superkluge, hochgewachsene, grossbusige, meisterlich rennende Mädchen sein kann. Tatsächlich ist die sexualitätstaugliche Zubereitung der 15 Jährigen Teil des Planes Smutek zu verführen und ihn somit als Erpressungsopfer unter die Macht Alevs zu bringen, der diese Macht so darstellt, als sei es ein Bündnis zwischen Ada und ihm, das hier wirksam werde.
Einerseits gelingt die Erpressungsverführung, andererseits ändert sich damit die Achtsamkeit des moralisch integren Lehrers. Dieser muss gleichzeitig das Scheitern seiner Beziehung zu dem geliebten polnischen und politischen Schneewittchen, seiner Gattin erleben – deren Leben wird durch Ada durch den Sieg über einen Selbstmordversuch der Depressiven gerettet. Und erstaunt erlebt er, dass zwischen ihm und Ada langsam das möglich wird, was Ada nicht kennen konnte, da sie als Kind nicht zu spielen vermochte: Liebesfähigkeit taucht ganz verborgen auf und wächst fast unsichtbar heran. So dass Ada, als sie wegen Alevs ausgeführtem Plan mit diesem – zielgenau noch unter Kindheitsrecht stehend – vor Gericht steht, das Vergangene so darzustellen vermag, dass die strenge Richterin zu einem optimal verständnisvollen Urteil kommt.
Und so, dass Ada mit Smutek in jene Reise eintauchen können, die ihrem Lieben einen Wachstumsrahmen gibt.

Blackburn, E., Epel, E. (2017) Die Entschlüsselung des Alterns – der Telomer Effekt, München: Goldmann - Mosaik – Random House
Die biologische Faktenforschung der Nobelpreisträgerin wird beeindruckend leserlich vorgestellt. Wer sich die Bedeutung der Telomere klar machen läßt ist dann durch die Daktenlage alarmiert: „Telomere sind ein Archiv der Narben unserer Kindheit … Die Kinder, die die meisten Gewalterfahrungen gemacht hatten, zeigten im Lauf der fünf Jahre (des Forschungsprojektes, das sie vom 5-10.Lebensjahr begleitete, CMH) die stärkste Telomer-Verkürzung… sie sind anfälliger für emotionales Essen und Suchtverhalten…"(S.359-362) Aus den Forschungsergebnissen wird deutlich die Funktion der „Eltern als Copiloten" (S.372) „In Doziers Programm (für Elterntraining, CMH) würde der Vater oder die Mutter ermuntert mitzzuspielen oder zu kommentieren, was das Kind tut: ‚Du machst ein Geräusch mit deinem Löffel und der Schüssel‘. Diese reibungslosen Interaktionen mit einem Elternteil helfen gefährdeten Kindern, ihre Emotionen zu regulieren." (S.372-373) Besonders Stressempfindliche Kinder werden in zitierten Untersuchungen von Boyce als ‚Orchideen‘ benannt und die beiden Alterungsspezialistinnen halten fest: „Rund 20 Prozent aller Kinder haben ein Orchideen-artiges Temperament. Auch dafür sind nicht die Eltern verantwortlich. Die Orchideen-Samen werden lange vor der Geburt gepflanzt." (S.376) Und das bedeutet sie benötigen eine angemessene Erziehung um ihre ganze Schönheit zu entfalten – was dann eindrucksvoll belegt wird.  
-2016 Praxis als Gesellschaftliche Verantwortung
In diesem Jahr veränderte sich mein Privatleben: meine geliebte Frau erhielt – deutlich zu spät – eine Krebsdiagnose. So wurde aus unserem Leben ein „Überleben" und ein wirkliches Kämpfen. Die Geschichte dieser Erkrankung gehört nicht hierher – ich erwähne sie jedoch um den existenziellen Schritt zur Handlungsorientierung, zum politischen Reflektieren in meiner Lesearbeit deutlich werden zu lassen. Wie gerne hätten wir unsere private Welt verändert – wie sehr fühlten wir beide und verbunden jenen, die die gesellschaftliche Welt verändern wollten. Dashatte natürlich auch einen biographischen Hintergrund, wir waren beide sogenannte „Alt 68er", also Akademiker die in der Zeit der Studentenrevolte sozialisiert waren.
Holloway, J. (2016, 5.Auflage) Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot
Mein  psychotherapeutisches Berufshandeln verstehe ich als Begleitung von Menschen, die sich selbst verändern wollen, im Coachen begleite ich verantwortete Veränderungen. Veränderungen von Menschen  um mit sich in Einklang zu leben und glücklich zu werden. Popper verdanken wir das schöne Bild, in jedem Menschen ein Universum zu erkennen (er sagte dass jedes Mal, wenn ein Mensch stirbt, ein Universum erlischt.) Holloway ist Philosoph und Zapatist, er weiß wovon er spricht: „Das Entsetzen über die Welt verpflichtet uns geradezu, das Hoffen zu lernen" (S.18) und er betont, dass wir laut werden dürfen, wenn dieser Blick in die Welt uns quält: „Die Welt aus der Perspektive des Schreis zu denken, bedeutet sie aus der Perspektive des Tuns heraus zu denken…" (S.35) „Nur wenn wir unsere Subjektivität als gespaltene Subjektivität und unser Selbst als gespaltenes Selbst auffassen, können wir unserem Schrei, unserer Kritik einen Sinn verleihen." (S.167) „Das Kapital ist von der Arbeit in einer Weise abhängig, wie die Arbeit nicht vom Kapital abhängig ist. Ohne die Arbeit hört das Kapital zu existieren auf: die Arbeit wird ohne das Kapital zu praktischer Kreativität, zu kreativer Praxis, Menschlichkeit." (S.209)  „Eigentum ist ein Substantiv, das dazu dient, einen aktiven Trennungsprozess zu beschreiben und zu verbergen…" (S.240) „Unser Nicht-Wissen ist auch das Nicht-Wissen derjenigen, die begreifen, dass Nicht-Wissen Teil des revolutionären Prozesses ist. Wir haben jegliche Gewissheit verloren, aber die Offenheit der Ungewissheit ist für die Revolution von zentraler Bedeutung. ‚Fragend gehen wir voran‘, sagen die Zapatisten. Wir fragen nicht nur, weil wir den Weg nicht kennen ( wir kennen ihn nicht), sondern auch, weil das Fragen nach dem Weg Teil des revolutionären Prozesses selbst ist." (S.247)
Münsterberg, H. (1916) Das Lichtspiel – Eine psychologische Studie und andere Schriften zum Kino, Hrsg. Jörg Schweinitz, Wien: Synema
Als ich 1976ff als Vizepräsident des Berufsverbandes der Deutschen Psychologen an dessen Rekonstruktion mitwirkte (er war ruiniert und sollte zusammen mit dem Beruf des „Diplom Psychologen" damals nach Meinung vieler deutscher Hochschullehrer der Psychologie abgeschafft werden), da brachte ich die Idee der Stiftung einer Hugo Münsterberg Medaille für ein Lebenswerk im Dienst der Angewandten Psychologie ein. Ich ließ eine Silbermünze prägen und diese Auszeichnung vergab der bdp dann so lange, bis das letzte Exemplar dieser Münze vergeben war. Damals wusste ich nichts von der Existenz der auf Englisch 1916 erschienen Schrift (The Photoplay: A Psychological Study, New York) von diesem verdienstreichen Pionier der Psychologie, der damals inzwischen Harvard Professor geworden war. Es ist wohl das Verdienst von Jörg Schweinitz diese Beträge des kreativen Psychologen in die deutschsprachige Wissenstradition eingebracht zu haben. Allein schon die Erinnerung daran, dass Film und Kino zunächst als LICHTSPIEL begriffen worden war, macht mir dies kleine Büchlein zur brennenden Aktualität.
-2015 Erziehen – den richtigen Weg finden
Jansen, F., Streit, U. Erfolgreich erziehen – Kindergarten und Schulkinder, Frankfurt am Main: Krüger Verlag im S.Fischer Verlag
In jedem Beispiel wird die liebevolle und kompetente Art ein Problem bewußt zu machen und eine Wegweisung anzubieten deutlich – das Buch machte mir schwer an meinem Ratgeber weiter zu arbeiten, da ich immer wieder dachte: hier ist doch alles schon kompetent beschrieben und gesagt. Vielleicht ist das der wirkliche Hintergrund dafür, dass mein Erziehungsratgeber noch nicht fertig bzw. veröffentlicht ist.
Haug, F. Der im Gehen erkundete Weg – Marxismus – Feminismus Berlin: Argument / InkriT Verlag
Erziehen ist Generationenauftrag und kann sich nur dann als menschlich förderlich ausweisen, wenn die historische Ausgestaltung dieses Auftrage reflektiert wird, daher gehörte für mich zur Arbeit am Erziehungsratgeber auch die feministische Sicht. Eine dieser Sichten gibt Frau Haug. Sie ist mir seit den 1968 als Autorin vertraut und hat hier nochmal zusammengetragen, was bedeutsam zu verstehen ist: Frauenunterdrückung ist vorkapitalistisches Erbe (S.99, 165), sich opfern ist eine Tat und kein Schicksal (102) und insgesamt den feministischen Marxismus (112) zusammenfasst: „Zwei einander überlagernde Herrschaftsarten bestimmen den Fortgang der Geschichte, die der Verfügung über Arbeitskraft in der Lebensmittelproduktion und die der Männer über die weibliche Arbeitskraft, die Gebärfähigkeit und den sexuellen Körper der Frauen in der ‚Familie‘." (335) „Geschlechterverhältnisse sind Produktionsverhältnisse" (S.210 und 337), „…Das schließt die Etablierung der Geschlechter selbst, die jeweilige Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit ebenso ein wie Fragen von Arbeitsteilung und Herrschaft – und darin die ideologischen Legitimationen, Politik um Sexualität ebenso wie die Naturalisierung des Marktes. Damit ist zugleich eine Kritik an der im Marxismus üblichen Verwendung des Begriffes Produktionsverhältnisse und seiner Reichweite artikuliert." (337) Ihre „Vier-in-einem-Perspektive" (341ff) bringt die Beachtung von 1.Erwerbsarbeit, 2.Sorge und 3.Bildung sowie 4.politisches Engagement zusammen. Für die Erarbeitung eines sich selbst prüfenden Blickes auf unsere Sicht gesellschaftlicher Verhältnisse ein sehr erhellendes Buch.

-2014 Erziehen - Wie kann man das verantworten?
Da ich meine Berufserfahrung in einem Wegweiser für Eltern zusammenfassen will beginne ich zu sichten, wo Kolleginnen und Kollegen diesen Anspruch auch schon für sich gefunden hatten und finde auf diesem Weg drei Bücher von Autoren, die ich hier nicht vermutet hätte – ich lese sie nicht alle drei sorgfältig durch, sondern lasse mich darauf ein die jeweilige Lesefaszination anhand der Gliederung gelten zu lassen. Bis ich einen zitierfähigen Eindruck von dem Buch habe. Hier führe ich sie in der Reihenfolge ihres Erscheinens auf:
Bertrand Russel, ein Philosoph, der sich nicht zu schade war seine, wie er schreibt dem „gesunden Menschenverstand" abgerungenen Anmerkungen zur „Eroberung des Glückes" (1951) Darmstadt: Holle Verlag zu veröffentlichen, hatte lange vorher auch schon zur Erziehung veröffentlicht:
Russel, B. (1928) Ewige Ziele der Erziehung unter besonderer Berücksichtigung der ersten Kinderjahre. Heidelberg: Niels Kampmann Verlag
Albert Ellis, Begründer der RATIONAL EMOTIVEN PSYCHOTHERAPIE hatte veröffentlicht:
Ellis, A. (1962) Liebe als Kunst und Wissenschaft – Betrachtungen eines Psychotherapeuten als Ratschläge für moderne Eheleute. Rüschlikon bei Zürich: Albert Müller Verlag
Edward Lee Thorndike, einer der zentralen forschenden Psychologen, die das Lernen der Tiere experimentell erforschten und Grundlagen für die Verhaltensformung im BEHAVIORISMUS (VERHALTENSTHERAPIE) legte:
Thorndike ,E.L. (1970) Psychologie der Erziehung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
-2013 Erkenne Dich selbst -und den Fremden?
Bischof, N. (2009) Psychologie – Ein Grundkurs für Anspruchsvolle. Stuttgart:W.Kohlhammer
.
Ein klassisches Lehrbuch das in acht Themenkreisen den Interessierten durch das Fach führt. Da ich davon ausgehe, dass man in einem akademischen Beruf etwa alle 5 Jahre ein Grundlagenwerk lesen muss, um der Halbwertszeit des Wissens zu entsprechen, freute ich mich, dass mein Lieblingsfachautor sich die Mühe machte solch eine Zusammenfassung zu erarbeiten. Von „Leib und Seele" über „Wirklichkeit und Wahrheit" zu „Anlage und Umwelt" steigt der Autor ein und erinnert mich so an seinen ersten Erkenntnistheorieaufsatz, im Handbuch der Psychologie den ich als Student durcharbeitete und meinem Wissenschaftsverständnis zu Grund legen konnte. Die nächsten Abschnitte sind grundlegend für das Fachverständnis, denn mit der Frage nach den philosophisch-wissenschaftlichen Erkenntnismodellen („Aristoteles oder Galilei") erhebt er den Anspruch Psychologie als empirische Wissenschaft zu sichern und mit „Ordnung und Organisation" führt er diese Suche weiter hin zum Themenkreis „Mensch und Tier", dem sodann sozusagen der Treibstoff zugeführt werden muss in „Triebe und Motive". Hier fragt er nach dem spezifisch Menschlichen um die Betrachtung der kognitiven Wende mit „Denken und Fühlen" hin zur Evolutionsfragestellung zu führen. Wenn der Leser beim Ausblick angekommen ist, ist er dankbar für den „unverdrossen optimistischen Schluss" in welchem Bischof gipfelt. Er feiert den Mut sich auf die Psychologie einzulassen indem er eine Schülerin lobt die sich auf die „Skurrile Quantenwelt" gegenwärtiger (2006) Physik eingelassen hat. Meine Einsicht besagt: Mut ist gelebte Wertfülle. Und so stimme ich mit Bischof überein: „Die Menschheit wird aber nicht aufhören, das Mysterium zu umkreisen. Die Leute, die sich damit beschäftigen, wird man aber wohl weiterhin ‚Psychologen‘ nennen, ganz gleich, von welcher Disziplin sie letztlich herkommen und auf welche Modetorheiten sie sich einlassen. Die alte Kantsche Frage, was eigentlich der Mensch sei, wird ihre Faszination nie verlieren." (S. 575)
Duala-M’bedy, M. (1977) Xenologie – Die Wissenschaft vom Fremden und die Verdrängung der Humanität in der Anthropologie, Freiburg/München: Verlag Karl Alber
Manchmal darf man sich mit dem wirklichen Lesen von Büchern die Zeit lassen, bis sich die Gegenwart zum Thema hin entwickelt hat. Die moderne ökonomische Einplanung des Fremden als eine Verfallsform wirklich forschungsoffener Ethnologie (S.179ff) ist eine provozierende- und meiner Auffassung nach stimmige und bedeutsame Formulierung. Mit sehr tiefgehenden Reflexionen wird aus dem Konzept des „Fremden" in seiner Darstellung der Nebenmensch. Und die Begegnun mit diesem gilt als kostbare Erfahrung. „Dabei stellt Erfahrung immer Vollendung in der Aktualisierung der Existenz von Menschen in der Welt dar. Ob die Verwirklichung dieser Existenz wissenschaftsideologisch konzipiert wird oder auf den Seinsgrund orientiert ist, immer stellt die Erfahrung diejenige entologische Fülle dar, in der selbst das Wissen fundiert sein muss." (S.265) Dass der Autor mit einer Xenologie eine neue Wissenschaft zu schaffen gedachte und diese als „Lehre von den Beziehungen zwischen den Völkern" (S.329) zu definieren unternahm ist einem Psychologen, der in Wilhelm Wundts Völkerpsychologie lesend das Geheimnis vom menschlichen Menschen zu spüren begann, nicht das Verdienst dieser Arbeit an einer Xenologie. Wie der Kamerunische Autor es selbst feststellt wäre Xenologie ein Bereich politischer Wissenschaft und könnte als solche deutlich machen, dass das orientierende Verständnis von „die Würde des Menschen ist unantastbar" sicher auch gelesen werden muss als ein „die Würde DER Menschen in ihrer Vielfalt ist unantastbar". Diese Anregung der Xenologie zu danken erscheint mir hilfreich und würdig.  
-2012
Graeber, D. (2012) Schulden – Die ersten 5000 Jahre. Stuttgart: Klett-Cotta.
Ein Hintergrundbuch zur aktuellen Wirtschaftspolitik? Vielleicht mehr als das? Wenn wir begreifen, dass „Geld eine Methode (ist), Dinge nach ihrer Struktur zu vergleichen, also im Verhältnis zueinander auszudrücken und etwa zu sagen X entspricht sechs mal Y." (S.58), dann verstehen wir, dass Geld wahrscheinlich „so alt ist wie das menschliche Denken" (S.58) und dass diese vergleichende Wertbetrachtung dort vollkommen versagen muss, wo der Wert menschlichen Seins selbst zu betrachten ist. So erarbeitet Graeber die denkerische Freiheit einen generellen Schuldenerlass anzudenken: „Er riefe uns auch in Erinnerung, dass Geld nichts geheimnisvoll – Unvergleichliches ist und dass das Begleichen von Schulden nicht das Wesen der Sittlichkeit ausmacht. All diese Vorstellungen sind menschliche Erfindungen, und in einer richtigen Demokratie hätten alle Menschen die Möglichkeit ihre Gesellschaft anders zu organisieren… Niemand hat das Recht, uns zu sagen, was wir wirklich schulden. Niemand hat das Recht uns zu sagen, was wir wirklich wert sind." (S.410)
Keyes, D. (2006) Blumen für Algernon, Stuttgart: Klett-Cotta.
In der Form eines Romanes liegt hier eine sehr eindringliche Studie über den Hochmut psychologischer Helferambitionen und über die gesellschaftliche Bewertung kognitiver Kompetenzen vor. Die sehr berührende Fiktion versucht die Erlebenswelt eines geistig Behinderten, der immerhin in einer schlichten Arbeitswelt Geborgenheit gefunden hatte, als Ausgangspunkt für ein ungeheuerliches Experiment zu nehmen: was wenn es gelänge durch neuropsychiatrisch-operativ-medizinische Massnahmen, diesem Menschen eine weitreichende (bis zur Genialität zu steigernde) Freisetzung intellektueller Kapazitäten zu ermöglichen. Die Parabel zeigt ein Scheitern – was wäre, wenn es möglich werden würde? Sie zeigt jedoch auch, dass die gesellschaftliche Wertschätzung des Denken-Könnens gegenüber der des Lieben-Könnens abgewogen gehört: „Ich gebe nicht vor das Mysterium der Liebe zu verstehen, aber diesmal war es mehr als Sex, war der Körper einer Frau mehr als nur Mittel zum Zweck … Mein Körper erschauerte im Geben, und ihr Körper erschauerte im Nehmen" (S.281-282)
-2011
Pinker, S. (2011) Gewalt – Eine neue Geschichte der Menschheit, Frankfurt am Main: Fischer.
Ein Befreiungsschlag des Denkens: „Die Gewalt ist über lange Zeiträume immer weiter zurückgegangen, und heute dürften wir in der friedlichsten Epoche leben, seit unsere Spezies existiert" (S.11). Mir war vor allem die besondere Bedeutung, die die „besseren Engel" haben bedeutsam: „Der Rückgang der Gewalt dürfte zum Teil auf eine Erweiterung der Empathie zurückzuführen sein, vieles verdankt er aber auch handfesteren Fähigkeiten wie Klugheit, Vernunft, Fairness, Selbstbeherrschung, Normen und Tabus sowie dem Konzept der Menschenrechte" (S.848)
Bischof-Köhler, D. (2011) Soziale Entwicklung in Kindheit und Jugend – Bindung, Empathie, Theory of Mind, Stuttgart: Kohlhammer.
Fast wie das Buch des Ehepaars Grossman so etwas wie eine Zusammenfassung von Vorgängerarbeiten und dem aktuellen Kenntnisstand. Besonders beeindruckend und beunruhigend, dass neben den schönen Erkenntnissen zu den Möglichkeiten zur Entfaltung von Kompetenz und Moral auch die Mahnung an die Erziehenden stehen muss: „Und schließlich kann man von einem Kind, das ausdrücklich auf Konkurrenzdenken hin sozialisiert ist, nicht erwarten, dass es für andere einzutreten bereit ist." (S.444) So wird in unserer Berufsarbeit die Verantwortung für die Arbeit am Menschenbild – auch als Wunsch- und Gestaltungszielbild immer deutlicher.
-2010
Sen, A. (2010) Die Idee der Gerechtigkeit, München: C.H.Beck.
Der Philosophierende Wirtschaftswissenschafts-Nobelpreisträger ermöglicht es dem Leser in lustvoll bedächtiger Ruhe aus der beunruhigenden Weltwahrnehmung, dass es schrecklich ungerecht zugeht, aufzusteigen zu einer Weltwahrnehmung, die dies bestätigt ohne zu Bitterkeit und Resignation zu führen. Im Gegenteil, die vielfältigsten und edelsten Ansätze die Menschheitsaufgabe, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, zu denken und anzupacken werden deutlich gemacht. „Öffentlicher Vernunftgebrauch und Demokratie" ist der vierte Teil überschrieben, der in der „Vermeidung von Provinzialismus" eine Bedingung für Gerechtigkeit sieht und im demokratischem den entscheidenden Wegweiser formuliert.
Fend, H. (2008) Schule gestalten. Systemsteuerung, Schulentwicklung und Unterrichtsqualität, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Der Schweizer Entwicklungspsychologe legt hier ein Werk vor das er einem Willi und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 40 Berufsjahren widmet. Eine Orientierende Lebensarbeit, die jedem Verantwortlichen für Schulgestaltung einen Horizont aufzuzeigen vermag in welchem pragmatisch – realistische Schulentwicklung stattfinden kann. Nicht die Zugkraft einer Vision, sondern die Masse schlichter Empirie wird hier wirksam.
-2009
Pollmann, A. (2005) Integrität – Aufnahme einer sozialphilosophischen Personalie, Bielefeld: Transcript.
Wir folgen einer Sehnsucht nach Ganzheit, obgleich wir wissen, dass die von uns ersehnte Einheit – als vollkommene – unerreichbar bleiben wird" (S.172) so beschreibt Pollmann die Basisaporie des Menschen der Integrität als Selbstverwirklichung anstrebt. Es werden die Bedeutungsdimensionen der Integrität beschrieben als Selbsttreue, Rechtschaffenheit, Integriertheit und Ganzheit. In einem leider für einen Entwicklungspsychologen wie mich nur schwer ernst zu nehmenden Rekurs wendet sich Pollman der „Schwierigkeit zu sagen was fehlt" zu. In philosophierender Spekulation wählt er dann Bilder – da wäre es wohl hilfreicher gewesen mit wirklichen empirischen Entwicklungspsychologen zu sprechen statt aus Heideggerscher Geburtsvergessenheit Spekulationen über die Placenta als verlorenen Partner zu erfinden. „Vor der erzwungenen, wenn auch notwendigen Subjektwerdung des Menschen ist das Problem der Integrität noch keins. Erst die im Zuge der Individuierung anfallenden Verluste lassen die Sehnsucht nach Integrität aufkommen" (S.236) – Die in diesem Rekurs entfalteten Überlegungen würden konkreter, phänomenologisch präziser wenn sie mit Wissen um die Entwicklungspsychologie der Subjektivität – die Entstehungsgeschichte einer Theory of mind, geschrieben worden wären. Doch der Rekurs ist zwar die Mitte, jedoch nicht der Schwerpunkt des Buches, das ich so sehr genossen habe.
Bischof-Köhler, D. (2002) Von Natur aus anders – Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede, Stuttgart: Kohlhammer.
Nachdem Maccobys „Psychologie der Geschlechter – Sexuelle Identität in den verschiedenen Lebensphasen" (2000, Stuttgart: Klett-Cotta) eine erste Beleuchtung gab, wird hier nun klar, wie Knaben und Mädchen in verschiedenen Kulturen aufwachsen und dies, da sie verschieden sind. Eine wunderbare Entlastung an der Genderfront: der Druck Gleichberechtigung fälschlich als Gleichmacherei denken zu wollen wird aufgelöst.
-2008
Bieri, P. Das Handwerk der Freiheit – Über die Entdeckung des eigenen Willens, München Wien: Carl Hanser.
Wie ich Jonas „das Prinzip Verantwortung" (1979, Frankfurt: Insel ) verdanke, so gibt mir dies Buch eine Art Freifahrschein zum Wollen der Freiheit: „Die Offenheit der Zukunft, die wir für die Freiheitserfahrung brauchen, liegt im Spiel der Einbildungskraft. Und nur in diesem Spiel…" (S.284)
Bergmann, F. Die Freiheit leben. Freiamt im Schwarzwald: Arbor.
Als Psychologe erscheint mir die Selbsttheorie dieses philosophierenden Visionärs, den kennen zu lernen ich die Freude hatte, ein wenig zu leichtfertig, das erinnert an Kellys Persönlichkeit als Rollengefüge und benennt mit der Identifikation einen Selbstgestaltungsmechanismus, der mir zu „beliebig" erscheint. Daher bin ich nicht restlos einverstanden mit der Definition: „Freiheit ist eine Funktion von Identifikation und steht in einer Abhängigkeitsbeziehung zu dem, womit ein Mensch sich identifiziert." (S.66) Der Impuls jedoch Freiheit von innen her und als Prozess zu beschreiben, entspricht mir sehr.
-2007
Grossmann, K. / Grossmann K.E. (2004) Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit, Stuttgart: Klett-Cotta.
Ein Lebenswerk – die zusammenfassende Darstellung des gegenwärtigen Erkenntnisstandes zum Thema Bindung. Das Gewicht, dass neben dem Bindungsmotiv auch der Neugier (und neben Müttern auch Vätern) gegeben wird ist erfrischend.
Girard, R. (1987) Das Heilige und die Gewalt, Zürich: Benziger,
Aus theologischer und anthropologisch-philosophierender Sicht gibt der Autor aufwühlende Denkanstöße zur Frage der Religiosität: „Das Opfer verhindert, dass sich der Keim der Gewalt entwickelt. Es hilft den Menschen, die Rache im Zaum zu halten." (S.32) Er betrachtet dann das Religiöse als die Lösung früher Gesellschaften um die Gefahr der Rache zu bannen: „Die Lösung verdeckt uns das Problem, und die Beseitigung des Problems verdeckt uns das Religiöse als Lösung (S.33). „Die Gewalt und das Heilige sind nicht voneinander zu trennen" (S.34) Was dann als Hypothese vom „versöhnenden Opfer" ausgearbeitet wird ist spannend nachzuvollziehen. Und meine persönliche Frage entsteht: woher kommt Schuld? Ist wirklich eine historische Schuld im Raum oder ist der kindliche Mechanismus der Identifikation mit dem Aggressor angesichts ersten Nachsinnierens über den Tod dasjenige, was im Licht erwachsenden und erwachsenden Denkens ein Konzept von „Schuld" konstituiert?

- 2006
KLINISCH

Grawe, K. (2004) Neuropsychotherapie, Göttingen: Hogrefe.

Das letzte Buch von Klaus Grawe, das die neurobiologischen Forschungsergebnisse aus medizinischer Basiswissenschaft integriert darstellt und dabei für einen personzentrierten Therapeuten wie mich mit der ausführlichen und behandlungsleitenden Verständnisform von Inkongruenz und der Zielformulierung von Konsistenz einen Schatz der empirischen Bestätigung dessen gibt, was unseren Therapiealltag kennzeichnet: Ringen um Kongruenz in der Selbstentfaltung.

ANGEWANDT

Straub, J. Kochinka, A., Werbik, H. (2000) Psychologie in der Praxis, Anwendungs- und Berufsfelder einer modernen Wissenschaft, München: Deutscher Taschenbuch Verlag.

Ein Nachschlagwerk das ich in die Hand nahm und erst nach langem stöbern wieder weglegte, da ich mehrfach als Psychologe gefragt wurde, was ich von den Berufschancen des Psychologen heute halte. Es bestätigte mich in meiner Grundhaltung: Psychologie ist ein Forschungsfach, das jeden, der sich dies Fach wirklich aneignete auch in ein selbstverwirklichendes Berufsfeld entläßt.

- 2005

KLINISCH

Mann, D. (1999) Psychotherapie: Eine erotische Beziehung, Stuttgart: Klett-Cotta.

Ein psychoanalytisches Buch, das die Umgangsweise mit Erotik in der Beziehung zwischen Patient und Analytiker auf eine neue Basis stellt. Früher war Erotik in der PA gelebter Widerstand gegen Änderung. Bei weiter strickt aufrecht erhaltener Handlungsabstinenz wird ein sehr viel breiteres Annehmen von (auch positiven und nutzbaren) Elementen der erotischen Qualitäten der Beziehung in Übertragung und Gegenübertragung deutlich gemacht.
ANGEWANDT
Jiranek, H., Edmüller, A. (2003) Konfliktmanagement. Als Führungskraft Konflikten vorbeugen, sie erkennen und lösen. Planegg: Rudolf Haufe. Ein sehr praxisorientiertes Buch zum Thema das die reichen Erfahrung der Autoren "herschenkt" - vielfältige Beispiele und nützliche Materialien machen es leichter Konflikten gestaltend zu begegnen.

-2004

KLINISCH

Kuhl, J. (2001). Motivation und Persönlichkeit - Interaktionen psychischer Systeme. Göttingen; Bern; Toronto; Seattle: Hogrefe, Verlag für Psychologie.

Ein Buch wie eine Bibliothek, jedoch nicht von irgendwem, sondern die Bibliothek eines Menschen, der sich ein Bild von „Persönlichkeit", ihrer Entfaltung und Funktion gemacht hat und bereit ist dies Bild mit empirischen Belegen darzustellen.
ANGEWANDT

Seiffge-Krenke, I. (2004). Psychotherapie und Entwicklungspsychologie. Wien New York: Springer Verlag.

Ein Buch das ausgezeichnet den eigenen Anspruch des Schlussatzes einlöst: „Ich hoffe, das Buch hat den therapeutisch arbeitenden Leser neugierig gemacht auf die ‚normale Seite’ seiner Patienten und den entwicklungspsychologischen Forscher sensibilisiert für die Vulnerabilität, die auch in ‚normalen Entwicklungsprozessen’ liegt." S.258

- 2003

KLINISCH

Adam, A., Peters, M. (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen - Ein integrativer Ansatz für die psychotherapeutische und sozialpädagogische Praxis. Stuttgart: Kohlhammer.

Ein theoretisch reflektierter Bericht aus sehr vielfältiger, konkret berichteter praktischer Arbeit mit schwer gestörten Kindern und Jugendlichen. Für mich ein Musterbeispiel gelingender Reflexion sonst unsichtbar bleibender Versorgungswirklichkeit.

ANGEWANDT

Dörner, D. (2001). Bauplan für eine Seele. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch.

Der spielerische Gedankengang, der uns unser Menschsein ganz natürlich macht, da wir einen ersten Entwurf seiner Genese nachvollziehen lernen. Demut als Frucht des Essens vom Baum der Erkenntnis mit wunderbaren Kernsätzen: „Wahrheit ist die Entsprechung von Erscheinung und Geist" (S280), „Liebe aber ist ein Prozeß" (S.576)

-2002

KLINISCH

Weinberger, Sabine: Kindern spielend helfen - Eine personzentrierte Lern- und Praxisanleitung, Weinheim und Basel: Beltz 2001.

Eine dichte Darstellung dessen, was jemand lernen / können muß, wenn er/sie Kinderpsychotherapie betreiben will. Sehr anschaulich und zu allen Punkten mit guter weiterführender Literatur.

ANGEWANDT

Jaynes, Julian: Der Ursprung des Bewusstseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche.Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt: 1988.

Jetzt erst las ich dies "erleuchtende" Werk, das eine schmunzelfreudig und ernsthaft zur Kenntnis zu nehmende hypothetische Antwort auf die Frage gibt, wann und wo (und wie) unsere Subjektivität selbst, die Sprache die "unser Sein zu uns spricht" (statt der Stimme der Götter) entstanden sein mag. Wir werden von einem Princeton Psychologen um 4000 Jahre in die Vergangenheit geführt: dort fand jener Umbruch statt, dessen Folgen noch heute unsere "Ichlinge" beseelt und steuert. Ein Meisterwerk.

-2001

KLINISCH

Heidi Keller (Hrsg.): Lehrbuch Entwicklungspsychologie, Bern Göttingen: Hans Huber, 1998.

Nach der Entwicklungspsychopathologie erschien es mir sinnvoll und war auch genußreich wieder einen Blick in die anschauliche "Normalität" unseres Werdens zu tun.

ANGEWANDT

Ralf D. Brinkmann: Mitarbeiter Coaching, Heidelberg: Sauer 1994.

Zusammen mit weiteren kleinen Coaching - Büchern ein Einblick in eins meiner Tätigkeitsfelder, das in dieser Darstellung akzeptabel veranschaulicht wird.

- 2000

KLINISCH:

Oerter/v.Hagen/Röper/Noam (Hrsg.): Klinische Entwicklungspsychologie, Weinheim: Psychologie Verlags Union 1999.

Da meine Leidenschaft Kinderpsychotherapie ist, halte ich es für unverzichtbar alle 5 Jahre ein Lehrbuch der Entwicklungspsychologie durchzuarbeiten - hier endlich ein erstes, das speziell den Blick auf Kinder in Not mit bedachte.

ANGEWANDT

Thomas Lickona: Wie man gute Kinder erzieht ! Die moralische Entwicklung des Kindes..., München: Kindt Verlag 1989.

Ein Elternwegweiser, der zwar für Eltern meist zu umfangreich sein wird, für Erziehungsberater und andere Anwender von Psychologie im Umgang mit Kindern und Jugendlichen eine Fundgrube anschaulicher Erläuterungen.

- 1999

KLINISCH:

Klaus Grawe: Psychologische Therapie, Göttingen:Hogrefe 1998

- ich hatte die Gruppenarbeit zur "Psychotherapie im Wandel - von der Konfession zur Profession" (Grawe u.a. , Göttigen: Hogrefe 1994) beim Erscheinen durchgearbeitet und war nun schon sehr gespannt auf den übergreifenden Entwurf. Und Grawes Buch hat mir ausgezeichnet gefallen - auch wenn sein "dialogischer" Charakter es schwierig macht es als "Lernbuch" zu gebrauchen. Aber einen guten Eindruck von der Komplexität der Probleme vermittelt er fast so lebendig wie einst Gerhard Kaminski in: Verhaltenstheorie und Verhaltensmodifikation, Stuttgart: Klett 1970

ANGEWANDT:

Gerhard Comelli, Lutz von Rosenstiel: Führung durch Motivation, Mitarbeiter für Organisationsziele gewinnen. München: C.H.Becksche Verlagsbuchhandlung, 1995.

Eine sehr lesenswerte Alternative zu oberflächlichen "Beraterbüchern".

- 1998


KLINISCH:

Alfred Farau, Ruth C.Cohn: Gelebte Geschichte der Psychotherapie. Zwei Perspektiven. Stuttgart: Klett-Cotta 1984.

Als Schüler von Pongratz und Wehner ist mir Geschichte der Psychologie und Psychotherapie immer eine wichtige Nebenseite der Fachentwicklung selbst. Farau ist in Deutschland weniger bekannt, da ich gebürtiger Wiener bin mir jedoch vertrauter und das Buch eine spannungsvolle und sehr persönliche Sicht auf einen Zug der tiefenpsychologischen Gegenwart.

ANGEWANDT:

Hellmuth Benesch: 'Und wenn ich wüßte, daß morgen die Welt unterginge..' - Zur Psychologie der Weltanschauungen. Weinheim und Basel, 1984.

Leider etwas 'zählzwänglerisch', jedoch in der Breite der Horizonteröffnung fruchtbar gegen Scheuklappen.

- 1997

KLINISCH:

Norbert Bischof: Das Kraftfeld der Mythen - Signale aus der Zeit, in der wir die Welt erschaffen haben, München: Piper 1996

- ein spannend geschriebenes Werk über die Mythen der Welt und unser Wissen um die Entwicklungspsychologie. Der gleiche Autor hatte vor Jahren schon das beste Fachbuch zum Themenumfeld "Inzest" geschrieben: Norbert Bischof, Das Rätsel Ödipus - Die biologischen Wurzeln des Urkonfliktes von Intimität und Autonomie, München: Piper 1985

ANGEWANDT:

Dietrich Dörner: Die Logik des Mißlingens - Strategisches Denken in komplexen Situationen, Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt 1989.

Ein Wetzstein für die Erkenntnis unserer Erkenntnisgrenzen.


Zurück zum Seiteninhalt